D51

Sessel
Bauhaus Original
Walter Gropius
1922/23


D51

Architektur; gerade und konstruktiv

Gestell

Massive Esche, schwarz, weiß oder klar lackiert

Polsterung

Stoff oder Leder

Maße (cm)

Breite: 60
Tiefe: 56
Höhe: 79
Sitzhöhe: 46

Streng sieht er aus, der Gropius-Armlehnstuhl D51 von 1922/23, mit seinen nach hinten auskragenden Armlehnen und dem geraden Rücken. „Haltung“, scheint er seinen Besitzern zuzuflüstern. Vier hölzerne Beine sind perspektivisch versetzt angeordnet. Die hinteren tragen die Rückenlehne, die vorderen schwingen mitsamt der ausladenden Armlehne frei in den Raum. Ein kleines Stück Architektur hat Walter Gropius geschaffen, gerade und konstruktiv. Der Stuhl und seine daraus abgeleitete Möbelserie D51-2 und D51-3 passen perfekt zur klaren Architektur des Fagus-Werks mit seiner typischen, stützenlosen Ecke.


Mit dieser Fabrik begann die Moderne. Als Walter Gropius 1911 in der niedersächsischen Kleinstadt Alfeld an der Leine den Auftrag erhielt, die Fagus-Werke neu zu gestalten, war noch nicht ausgemacht, dass er damit Geschichte schreiben würde.

Der Architekt tat es und revolutionierte zugleich das Bauen. Statt historistischem Dekor ließ er eine leichte Vorhangfassade um die Produktionshalle fließen. Wände lösten sich in große Glasflächen auf. Licht, Luft und Sonne, die Trias der Moderne, ist hier Antrieb zu einer befreiten Architektur, die sich ihre Regeln einzig nach den Notwendigkeiten der Bauaufgabe sucht.

Wie es die Zeitläufte wollten, ist diese Geschichte verwoben mit der von TECTA. Axel Bruchhäuser, seit 1972 Gesellschafter der Firma und wichtiger Zeitzeuge der Bauhausgeneration, erinnert sich: „Wir saßen im Foyer auf Stühlen von Walter Gropius, von denen die Inhaber gar nichts wussten. Bei Recherchen entdeckte ich dann eine Zeichnung der Stühle und daraus entstand der erste Kontakt zu Ise Gropius in den USA. Wir fragten, ob wir diesen Stuhl in Lizenz herstellen dürfen und sie schrieb begeistert zurück, jawohl, das wäre möglich.“

Seit 2011 ist die Fagus-Fabrik UNESCO-Weltkulturerbe. Ihre korrespondierende Innenausstattung trug die Idee vom  Aufbruch der Moderne jedoch schon weit vorher in die Welt.
 



Gründer und Denker der Bauhaus-Idee. Der Architekt und Gründer des Bauhauses, Walter Gropius (1883-1969), verspottete die überkommene Architektur gerne als „Salonkunst“. Er stammte selbst aus einer Familie großer Baumeister: Martin Gropius war sein Großonkel. Walter Gropius brach sein Architekturtudium ab und  lernte zunächst im Büro von Peter Behrens – wie übrigens auch Adolf Meyer, Mies van der Rohe oder Le Corbusier. In kurzer Folge schuf Gropius das, was wir heute Moderne nennen – einen entschiedenen Bruch von und mit den Konventionen der Vergangenheit. 


Dazu zählte, dass er die Prinzipien des Maschinenzeitalters – Typisierung und Standardisierung – nicht etwa ablehnte, sondern in seiner Gestaltung produktiv machte. „Entschlossene Bejahung der lebendigen Umwelt der Maschinen und Fahrzeuge“, schrieb der Bauhausdirektor 1926 und sah in der „Schaffung von Typen für die nützlichen Gegenstände des täglichen Gebrauchs eine soziale Notwendigkeit.“

Aus diesem Geist entstand nicht nur das Fagus-Werk als Ikone modernen Bauens und das Dessauer Bauhaus, hier wurden die Grundlagen dessen gelegt, was uns heute noch antreibt. „Das Ziel, typische Modelle zu schaffen, die alle wirtschaftlichen, technischen und formalen Forderungen erfüllen, verlangt eine Auslese bester, umfassend gebildeter Köpfe, die in gründlicher Werkpraxis wie in exaktem Wissen der formalen und mechanischen Gestaltungselemente und ihrer Aufbaugesetze geschult sind.“

Seiner kritischen Haltung zur traditionellen Baukunst konnte er mit der Bauhaus-Gründung eine neue Denkschule entgegen setzen. 1919 wurde Gropius zum Direktor der Großherzoglich-Sächsischen Hochschule für Bildende Kunst im thüringischen Weimar ernannt und gab der neuen Schule den Namen „Staatliches Bauhaus in Weimar“. 

Die Vision, die Gropius trieb, war nicht allein die Errichtung eines „Baus der Zukunft“ und ein Gesamtkunstwerk, sondern der höchst moderne Ansatz die Einteilung von Lehrling und Meister zwar einzuhalten, aber die beiden Lehren neu zu verweben. Über die Disziplinen hinweg zu arbeiten, interdisziplinär und im Geist des Forschens und Experimentierens. 

So verstand es Gropius ebenso, die  Ideen aus der Architektur in die Gestaltung von Möbeln zu übertragen, etwa die einzigartige Durchdringung von Volumen und Linearität, die viele seiner Entwürfe auszeichnet. Walter Gropius führte das Bauhaus bis zu seiner Schließung 1933, emigrierte 1934 nach England und 1937 nach Cambridge in die USA,  um als Professor für Architektur an der Harvard University zu lehren.