Wiege

Bauhaus Original
Peter Keler
1922


Bauhaus Wiege

Die Wiege des Bauhauses

Gestell

blau, gelb, rot und weiß lackiert, Naturrohrgeflecht Stahlrohr: lackiert

Maße (cm)

Durchmesser: 91
Länge: 98

Auf den ersten Blick ist sie ein Bruch mit den gängigen Vorstellungen einer Wiege: Der Wiegen-Entwurf von Peter Keler stammt aus den Anfängen des Bauhauses, von 1922. Ein Werk aus blauem Kreis, gelbem Dreieck und rotem Rechteck, das den Einfluss, den die synästhetische Farbtheorie des Lehrers Wassily Kandinsky auf Peter Keler ausübte, greifbar macht. Zugleich verkörperte sie die erste Idee eines schwebenden, schwingenden und rollenden Objekts, das zum Symbol für das Bauhaus wurde.


Ursprünglich war sie Teil eines Möbelwettbewerbs nach der Aufgabenstellung von Walter Gropius für einen Bettentwurf für Mann, Frau und Kleinkind. Das Bett des Mannes besaß rechtwinklige Kopf- und Fußteile, das der Frau zeichnete einen weichen Halbkreis. Die Kinderwiege ergänzte die zwei geometrischen Formen durch das Dreieck.

Den allerersten Kontakt zu Peter Keler und seiner Wiege hatte Axel Bruchhäuser 1975, als er darum bat, die Wiege produzieren zu dürfen. Gemeinsam mit Peter Keler setzte Tecta die Reedition der berühmten Bauhauswiege nach der Idee von Wassily Kandinsky werkgetreu, aber industriell um.

Heute gilt die Wiege als Ikone. Peter Keler selbst bezeichnete sie als Werk, das „zum Symbol des Bauhaus wurde.“ Keler, der am Weimarer Bauhaus Malerei, Farbgestaltung und Tischlerei studierte, verweist mit ihr auf die Formensprache und das Leitbild des Bauhauses: die Wiederbelebung des Kunsthandwerks und die Auflösung des Unterschieds von Künstler und Handwerker.

Nach Kelers Lehrer Kandinsky versprachen die geometrischen Formen je nach Form-Farb-Kombinationen zudem Bewegung oder Entspannung. Ein Zylinder an der Unterseite dient als Schwerpunkt und verhindert das Kippen des Möbels. Die Reedition besitzt die Zertifikats-Prägung mit dem von Oskar Schlemmer kreierten Bauhaus-Signet. Peter Keler regte auch die Herstellung einer verkleinerten Wiege an – ab 2018 ebenfalls bei Tecta im Lizenzprogramm.



Peter Keler gehört zu den zentralen Köpfen, die die Bauhaus-DNA von Tecta nachhaltig prägten. Angefangen bei dem ersten Kontakt zwischen Peter Keler und Axel Bruchhäuser im Jahr 1975. Keler lebte in Weimar, wo er über Jahre eine Professur an der Hochschule für Baukunst und bildende Künste innehatte und später als freischaffender Architekt und Künstler arbeitete. 


Keler war so begeistert, als er hörte, dass Tecta seine Wiege produzieren wollte, dass er die kolorierte Originalzeichnung Axel Bruchhäuser schenkte.
Die Wiege war inzwischen zu einem Sinnbild für das Bauhaus avanciert. Die legendäre Form, bestehend aus Kreis, Dreieck und Quadrat, hatte Peter Keler 1923 nach der synästhetischen Farb- und Formlehre von Wassily Kandinsky entworfen. Ein Jahr zuvor, 1922, war Keler Teil der am Bauhaus tätigen KURI-Gruppe (konstruktiv, utilitär, rationell, international). 

„Meine bauhaus-tecta-reise steckt mir überall lebendig im geist und in den bauhaus KURI-Knochen“, schrieb später der emeritierte Peter Keler über sein Schaffen und die jährlichen Reisen aus der DDR zu Tecta nach Lauenförde.  

Schon in jungen Jahren suchte der 1898 geborene Kieler Anschluss an geistesverwandte Köpfe. Die Vision der Umgestaltung aller Lebensaspekte spiegelte sein Schaffen und die Arbeit als Maler Grafiker, Architekt, Fotograf und Möbelgestalter. 1921 ging er, so wie sein Künstlerkollege Wilhelm Wagenfeld, von Worpswede nach Weimar. Peter Keler schrieb sich am Bauhaus ein, besuchte den Vorkurs bei Johannes Itten und die Wandmalerei bei Schlemmer und Kandinsky. 

Rund sieben Jahre arbeitet Peter Keler ab 1975 als „tecta-mitarbeiter“ wie er sich selbst bezeichnete. 1981 schreibt er an den Sohn von Paul Klee, Felix Klee in Bern, einen deutsch-schweizerischen Kunsthistoriker und Maler, und unterzeichnet den Brief aus Lauenförde mit „tecta -new bauhaus“ als Absender. Damit legte er unbewusst den Grundstein für die aktuelle BauhausNowhaus-Edition, mit der das Unternehmen zeigt, dass die Ideen des Bauhauses heute noch so aktuell sind wie einst und ständig weitergedacht werden sollten. 

Die freundschaftliche Zusammenarbeit mit Axel Bruchhäuser von Tecta ist geprägt von Gesprächen, Besuchen, Briefwechseln oder gemeinsamen Reisen, zum Beispiel einem Besuch bei Erich Brendel in Wedel bei Hamburg.

An einer anderen, abenteuerlichen Geschichte ist Keler ebenfalls maßgeblich beteiligt: Er vermittelte an Axel Bruchhäuser den Prototypen des ersten Faltsessels seines Freundes, Marcel Breuer. Prof. Edmund Kesting hatte den Breuer-Faltsessel von der Galerie „Neue Kunst Fides“ in Dresden Ende der 1920er Jahre erworben, über die Nazi-Zeit in Ahrenshoop versteckt und damit als „entartete Kunst“ über zwei Diktaturen gerettet.

Um den wertvollen Sessel erfolgreich aus der DDR nach Lauenförde zu verschicken, musste ein List angewandt werden: Das alte Gestell wurde als gebrauchter Wäscheständer deklariert und an Axel Bruchhäusers Mutter versendet. So entging es der Kontrolle als Handelsware. Daher bedankt sich Keler 1976 in einem Brief an Axel Bruchhäuser für dessen „Bekenntnis zum Bauhaus“, nachdem seine Ideen in der DDR noch als elitär abgelehnt wurden.